Der Klassenlehrer begleitet die Schüler durch 8 Schuljahre im Hauptunterricht. In dieser Zeit entsteht eine feste Bindung zwischen Lehrer und Schülern, die das gegenseitige Vertrauen fördert.
Die Waldorfschule denkt in Epochen. Im Rahmen der „Hausbauepoche" hat sich die 3. Klasse der Waldorfschule dem Bau eines Fahrradunterstandes angenommen. Zu schwierig für Drittklässer? Sicherlich, aber es waren ja auch die Eltern beteiligt, die mit ihrer Fachkenntnis den Bau geplant und vorangetrieben haben. Die Kinder konnten dabei viel über das Bauen lernen – schreibend, rechnend, lesend und gestaltend. Der Bau des Fahrradunterstandes war ein typisch waldorf-pädagogisches Projekt, bei dem das Lernen mit einem vorzeigbaren Projekt verbunden wurde.
1 Jahr Planung und Arbeit
Inzwischen sind die Kinder in der 4. Klasse. Vor der Schule steht der fertige Prachtbau. Ein einfach gekrümmtes Gründach gibt dem Unterstand sein unverwechselbares Aussehen. Doch bis hierhin war es ein weiter Weg. Der Bauingenieur Peter Merl, Vater eines Schülers aus der 12. Klasse, berechnete die Statik für den Bau, der von Ingenieurin Verena Weduwen, Mutter aus der 3. Klasse, geplant worden war. Zunächst bauten die Kinder kleine Modelle, um sich das geplante Projekt zu veranschaulichen. Dann war harte Arbeit angesagt: die Schüler entfernten das alte Pflaster am Standort, ebenso wie eine dichte Hecke und Bäume und gruben Löcher für die Fundamente in die harte Erde.
Ein wahres Gemeinschaftsprojekt
Dann mussten Profis ran. Der Zimmermann Walter Plich, Vater aus der 5. Klasse, errichtete das Ständerbauwerk: ungefähr 100 laufende Meter Holzbalken als Fachwerk in edler Zimmermannstechnik, gezapft mit Eichenholznägeln. Auch der Dachaufbau für das Gründach mit gelöteten Blechkanten wurde von dem gelernten Dachdecker, Andre Kosching, Vater aus der 2. Klasse, durchgeführt. Während dieser Arbeiten konnten die Kinder nur Handreichungen erledigen, lernten aber doch eine Menge über gute handwerkliche Arbeit.
Dann kam wieder die Zeit der Kinder und der Eltern. Die Balken mussten mehrmals gestrichen werden und das Dach mit Substrat gefüllt und Pflanzen eingesetzt werden. Für den Ablauf des Regenwassers gruben alle zusammen 2 Vertiefungen, die mit Kieselsteinen gefüllt wurden.
Der Fahrradunterstand ist ein wahres Gemeinschaftsprojekt von Schülern, Eltern und Handwerkern und wurde von zahlreichen Firmen unterstützt. Die Waldorfschule konnte bei der Finanzierung auch auf die Hilfe der Sparda-Bank, der Kreiswohnbau Hildesheim und des Fahrradgeschäftes Dynamo zählen. Die Bausumme von 7.000,00 Euro wurde so zum großen Teil von den Sponsoren getragen.
Die Anstrengung lohnt sich
Johanna Drücker, Lehrerin der ausführenden Klasse, freut sich gewaltig über das gelungene Projekt: „Die Schüler sind voller Stolz über das selbst Erarbeitete. Sie haben nicht nur viel für sich selbst gelernt, sondern mit ihren Eltern auch die Schulgemeinschaft gefördert". Jeden Morgen gehen sie an ihrem Projekt vorbei und können sehen, dass sich die gemeinsame Anstrengung gelohnt hat.
Die Freie Waldorfschule Hildesheim ist eine Gesamtschule mit stabilen Klassengemeinschaften von der 1. bis zur 13. Klasse. Alle Abschlüsse sind möglich: Hauptschul-, Realschul-, erweiterter Realschulabschluss, die Fachhochschulreife oder das Abitur. Differenzierung findet nicht schon nach der 4. Klasse statt, sondern kann bis zur 12. Klasse erfolgen. Im 13. Schuljahr bereiten sich die Schüler auf das Zentralabitur vor.